Die Debat­ten im Kon­text der COVID-19-Pan­de­mie und der Migra­ti­on haben gezeigt, dass in unse­rer Gesell­schaft oft Men­schen mit abwei­chen­den Ansich­ten schnell eti­ket­tiert werden.

Wer sich gegen bestimm­te Pan­de­mie-Maß­nah­men aus­spricht, wird als „Coro­na-Leug­ner“ stig­ma­ti­siert, wäh­rend die­je­ni­gen, die über die aus­ufern­de Kri­mi­na­li­tät von Zuwan­de­rern dis­ku­tie­ren, als „Aus­län­der­fein­de“ bezeich­net wer­den. Die­se Eti­ket­tie­run­gen sind Aus­druck eines gefühl­ten mora­li­schen Über­le­gen­heits­ge­fühls und ber­gen die Gefahr, demo­kra­ti­sche Wer­te und den Dis­kurs zu unter­gra­ben. In die­sem Arti­kel wer­fen wir einen genaue­ren Blick auf die­ses Phä­no­men und die demo­kra­tie­feind­li­chen Aus­wir­kun­gen sol­cher Etikettierungen.

Die Eti­ket­tie­rung Anders­den­ken­der basiert oft auf einem Gefühl mora­li­scher Über­le­gen­heit sei­tens der­je­ni­gen, die die­se Eti­ket­ten ver­wen­den. Sie glau­ben, im Besitz der abso­lu­ten Wahr­heit zu sein und betrach­ten abwei­chen­de Ansich­ten als gefähr­lich oder irra­tio­nal. Die Kom­ple­xi­tät der Pro­ble­me wird somit ver­ein­facht und die Mög­lich­keit eines offe­nen Dia­logs und einer dif­fe­ren­zier­ten Betrach­tung wird eingeschränkt.

Das Gefühl mora­li­scher Über­le­gen­heit ist in der Gesell­schaft weit­ver­brei­tet und kann zu einer Gefahr für die Demo­kra­tie wer­den. Wenn Men­schen sich als mora­lisch über­le­gen betrach­ten, nei­gen sie dazu, ande­re Mei­nun­gen als unwür­dig oder sogar gefähr­lich abzu­tun. Dies unter­gräbt den Grund­pfei­ler der Demo­kra­tie, näm­lich die Mei­nungs­frei­heit und den respekt­vol­len Aus­tausch unter­schied­li­cher Standpunkte.

Der demo­kra­ti­sche Dis­kurs erfor­dert Offen­heit, Tole­ranz und den Wil­len, ande­re Per­spek­ti­ven zu ver­ste­hen, auch wenn man ihnen nicht zustimmt.

Die Eti­ket­tie­rung Anders­den­ken­der auf­grund abwei­chen­der Ansich­ten stellt eine ernst­haf­te Bedro­hung für die Demo­kra­tie dar. Statt Men­schen pau­schal zu ver­ur­tei­len, soll­ten wir den Dia­log suchen und ver­su­chen, die Stand­punk­te ande­rer zu ver­ste­hen. Die Viel­falt der Mei­nun­gen ist eine Stär­ke einer demo­kra­ti­schen Gesell­schaft und darf nicht durch Eti­ket­tie­run­gen und mora­li­sche Über­le­gen­heits­ge­füh­le ein­ge­schränkt werden.

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