Das Sta­tis­ti­sche Lan­des­amt Nord­rhein-West­fa­len mel­det am heu­ti­gen Don­ners­tag, dem 20.11.2025, für das drit­te Quar­tal 2025 einen deut­li­chen Anstieg der Real­löh­ne um 3,1 Pro­zent. Grund­la­ge ist die Ver­dienster­he­bung, die alle Beschäf­tig­ten in den Wirt­schafts­zwei­gen A–S erfasst.
Dem­nach stie­gen die Nomi­nal­löh­ne im Schnitt um 5,2 Pro­zent, wäh­rend die Ver­brau­cher­prei­se ledig­lich um 2,1 Pro­zent zuleg­ten. Es ist der stärks­te Zuwachs seit Anfang 2023 – ein Signal, das zunächst nach einer spür­ba­ren Ver­bes­se­rung der Kauf­kraft klingt.
Durch­schnitts­wer­te ver­schlei­ern Realität 
Doch Exper­ten war­nen: Die Zah­len sind ein sta­tis­ti­scher Durch­schnitt, der die Lebens­wirk­lich­keit vie­ler Arbeit­neh­mer nur unzu­rei­chend abbildet.
  • Ungleich­heit zwi­schen Bran­chen: Bonus­zah­lun­gen und Gehalts­stei­ge­run­gen in gut bezahl­ten Sek­to­ren trei­ben den Durch­schnitt nach oben, wäh­rend Beschäf­tig­te im Nied­rig­lohn­sek­tor oft kaum profitieren.
  • Brut­to statt Net­to: Die Sta­tis­tik berück­sich­tigt Brut­to­löh­ne. Steu­ern und Sozi­al­ab­ga­ben schmä­lern den tat­säch­li­chen Zuwachs erheb­lich. Für vie­le Haus­hal­te bleibt net­to deut­lich weni­ger übrig.
  • Infla­ti­ons­mes­sung: Der Ver­brau­cher­preis­in­dex bil­det einen stan­dar­di­sier­ten Waren­korb ab. Wer über­durch­schnitt­lich hohe Aus­ga­ben für Mie­te oder Ener­gie hat, spürt die Teue­rung stär­ker, als die Sta­tis­tik nahelegt.
Posi­ti­ve Schlag­zei­le – begrenz­te Wirkung 
Die Mit­tei­lung des Lan­des­am­tes ver­mit­telt ein posi­ti­ves Bild: mehr Kauf­kraft, stei­gen­de Ein­kom­men, wirt­schaft­li­che Sta­bi­li­tät. Doch die Rea­li­tät ist kom­ple­xer. Wäh­rend die Zah­len für die Gesamt­wirt­schaft erfreu­lich sind, bleibt die Fra­ge offen, wie viel davon tat­säch­lich bei den Men­schen ankommt.
Poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on und Medienwirkung 
Kri­ti­ker wer­fen eini­gen Medi­en und auch der Lan­des­re­gie­rung vor, sol­che unvoll­stän­di­gen Mel­dun­gen bewusst zu nut­zen, um den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern „Sand in die Augen zu streu­en“. Die Schlag­zei­len über stei­gen­de Real­löh­ne sol­len Ver­trau­en und Opti­mis­mus erzeu­gen – ver­schwei­gen aber die Schat­ten­sei­ten wie unglei­che Ver­tei­lung, stei­gen­de Abga­ben­last und die Belas­tung durch hohe Lebenshaltungskosten.
Der Real­lohn­an­stieg in NRW ist ein sta­tis­tisch beleg­ba­rer Erfolg – aber er ist nicht gleich­be­deu­tend mit einer flä­chen­de­cken­den Ver­bes­se­rung der Lebens­ver­hält­nis­se. Wer nur auf die Durch­schnitts­wer­te schaut, über­sieht die Unter­schie­de zwi­schen Bran­chen, Ein­kom­mens­grup­pen und indi­vi­du­el­len Haus­halts­la­gen. Die Schlag­zei­le „Real­löh­ne stei­gen um 3,1 Pro­zent“ ist kor­rekt, aber sie ist auch in gewis­ser Hin­sicht Schön­fär­be­rei – und wird von Poli­tik und Medi­en gezielt ein­ge­setzt, um ein posi­ti­ves Bild zu vermitteln.
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