Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt weiterhin rasant. Im Februar 2025 wurden 12,1 Prozent mehr Regelinsolvenzen als im Vorjahresmonat registriert, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Damit setzt sich ein besorgniserregender Trend fort: Seit Juni 2023 liegen die Zuwachsraten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konstant im zweistelligen Bereich.
Dynamische Entwicklung seit der Corona-Pandemie
Ein Blick auf die Gesamtentwicklung zeigt, dass die Insolvenzanträge in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen haben. Im Jahr 2024 meldeten insgesamt 21.812 Unternehmen Insolvenz an – ein Anstieg von 22,4 Prozent gegenüber 2023. Bereits im Jahr davor waren die Insolvenzen um 22,1 Prozent gegenüber 2022 gestiegen.
Experten führen diesen Trend vorwiegend auf Nachholeffekte aus der Corona-Pandemie zurück. Während der Hochphase der Krise wurde die Insolvenzantragspflicht zeitweise ausgesetzt, und viele Unternehmen erhielten staatliche Hilfen. Nun müssen zahlreiche Unternehmen Rückzahlungen leisten, was zu finanziellen Engpässen führt. Besonders betroffen sind Branchen wie Verkehr und Logistik, wo 121,8 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen verzeichnet wurden, sowie das Baugewerbe mit 95,3 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen.
Steigende Forderungen der Gläubiger
Ein weiteres alarmierendes Zeichen ist das wachsende finanzielle Volumen ausstehender Forderungen. 2024 beliefen sich die Forderungen der Gläubiger auf insgesamt 58,1 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie 2023, als die Summe noch bei 26,6 Milliarden Euro lag. Besonders ins Gewicht fielen dabei sogenannte Großinsolvenzen mit Forderungen von 25 Millionen Euro und mehr. Davon wurden 2024 insgesamt 314 Fälle registriert – eine Steigerung von 127,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Privatinsolvenzen nehmen ebenfalls zu
Neben den Unternehmensinsolvenzen ist auch die Zahl der Privatinsolvenzen gestiegen. Im Jahr 2024 meldeten 71.207 Privatpersonen Insolvenz an – ein Plus von 6,5 Prozent gegenüber 2023. Dieser Anstieg könnte unter anderem auf gestiegene Lebenshaltungskosten, hohe Energiepreise und wirtschaftliche Unsicherheiten zurückzuführen sein.
Wirtschaftliche Auswirkungen und Prognosen
Die steigende Zahl der Insolvenzen hat weitreichende Folgen für die deutsche Wirtschaft. Zum einen gehen zahlreiche Arbeitsplätze verloren, zum anderen wächst der finanzielle Druck auf Kreditgeber und Lieferanten. Experten warnen davor, dass sich der Trend in den kommenden Monaten fortsetzen könnte, insbesondere wenn die konjunkturelle Erholung stockt und die Zinsen hoch bleiben.
Zudem dürfte die Insolvenzflut den Wettbewerb in verschiedenen Branchen nachhaltig verändern. Während schwächere Unternehmen vom Markt verschwinden, könnten größere oder besser kapitalisierte Firmen gestärkt aus der Krise hervorgehen.
Insgesamt bleibt abzuwarten, ob politische Maßnahmen oder wirtschaftliche Impulse den Insolvenzanstieg bremsen können. Klar ist jedoch: Die deutschen Unternehmen stehen vor herausfordernden Zeiten.