Nitratbelastung und Bakterien im Brunnenwasser: Alarmierende Ergebnisse im Rhein-Kreis Neuss

Foto: VSR-Gewässerschutz e.V.
Harald Gülzow erläutert Messwerte im Rhein-Kreis-Neuss

Der VSR-Gewäs­ser­schutz hat die aktu­el­len Ergeb­nis­se sei­ner Brun­nen­was­ser­ana­ly­sen im Rhein-Kreis Neuss ver­öf­fent­licht. Die gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on unter­such­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ins­ge­samt 1.145 Was­ser­pro­ben aus pri­va­ten Brun­nen auf Belas­tun­gen mit Nitrat, Eisen und Bakterien.

Die Unter­su­chun­gen fan­den vor Ort mit­tels eines Labor­mo­bils sowie durch pos­ta­li­sche Ein­sen­dun­gen statt. Beson­ders besorg­nis­er­re­gend: Ein signi­fi­kan­ter Anteil der Pro­ben über­schrei­tet die zuläs­si­gen Grenz­wer­te für Nitrat – mit poten­zi­el­len Risi­ken für Mensch und Umwelt.

Hohe Nitratwerte durch intensive Landwirtschaft

Phy­si­ker und Gewäs­ser­schutz­ex­per­te Harald Gül­zow, der die Ana­ly­sen feder­füh­rend aus­wer­te­te, stellt wei­ter­hin eine besorg­nis­er­re­gen­de Nitrat­be­las­tung fest.

„18,6 % der Brun­nen über­schrei­ten den Grenz­wert der Nitra­t­richt­li­nie von 50 mg/​l Nitrat.

Beson­ders alar­mie­rend ist, dass 2,8 % der Pro­ben sogar Wer­te von über 100 mg/​l auf­wei­sen“, erklärt Gülzow.

Die Ursa­che sieht er in der inten­si­ven land­wirt­schaft­li­chen Nut­zung, ins­be­son­de­re dem über­mä­ßi­gen Ein­satz stick­stoff­hal­ti­ger Dün­ge­mit­tel. Pflan­zen wie Blatt­sa­lat, Spi­nat, Radies­chen und Ret­tich neh­men beson­ders viel Nitrat auf, wenn es in hohen Kon­zen­tra­tio­nen im Boden oder Gieß­was­ser vor­han­den ist. Eine erhöh­te Nitrat­auf­nah­me kann gesund­heit­li­che Risi­ken mit sich brin­gen, vor­nehm­lich für Klein­kin­der und emp­find­li­che Personengruppen.

Eisenwerte meist unbedenklich – Bakterienbelastung nimmt zu

Wäh­rend Eisen­wer­te im Brun­nen­was­ser im Rhein-Kreis Neuss laut Gül­zow meist unpro­ble­ma­tisch sind, berei­tet ihm die stei­gen­de Bak­te­ri­en­be­las­tung zuneh­mend Sor­ge. Ursa­che dafür sind häu­fig Stark­re­gen­fäl­le, die mit coli­for­men Kei­men belas­te­tes Was­ser in undich­te Brun­nen spülen.

Beson­ders besorg­nis­er­re­gend sind Belas­tun­gen mit Esche­ri­chia coli (E. coli), einem Darm­bak­te­ri­um, das durch defek­te Abwas­ser­lei­tun­gen ins Grund­was­ser gelan­gen kann. „In 8,4 % der unter­such­ten Brun­nen konn­ten wir die­se gefähr­li­chen Kei­me nach­wei­sen“, so Gül­zow. Die­se Kei­me sind ein Indi­ka­tor für fäka­le Ver­un­rei­ni­gun­gen und kön­nen auf das Vor­han­den­sein wei­te­rer Krank­heits­er­re­ger wie Viren oder ande­re Bak­te­ri­en hinweisen.

Handlungsempfehlungen für Brunnenbesitzer

Um das Risi­ko einer bak­te­ri­el­len Kon­ta­mi­na­ti­on zu mini­mie­ren, emp­fiehlt der VSR-Gewäs­ser­schutz Brun­nen­be­sit­zern, ihre Anla­gen regel­mä­ßig zu über­prü­fen. Eine eigens ent­wi­ckel­te Check­lis­te hilft dabei, mög­li­che Ursa­chen für Belas­tun­gen zu iden­ti­fi­zie­ren und Maß­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Was­ser­qua­li­tät zu ergreifen.

Die detail­lier­ten Ergeb­nis­se der Brun­nen­was­ser­ana­ly­sen, ergänzt durch anschau­li­che Dia­gram­me, sind auf der Web­site des VSR-Gewäs­ser­schut­zes abruf­bar. Zudem bie­tet die Orga­ni­sa­ti­on Infor­ma­tio­nen zu den nächs­ten Ter­mi­nen des Labor­mo­bils in der Regi­on an. Wei­te­re Details fin­den Inter­es­sier­te unter www.vsr-gewaesserschutz.de/regionales/nordrhein-westfalen.

Fazit: Schutz des Grundwassers bleibt zentrale Herausforderung

Die Ergeb­nis­se der aktu­el­len Ana­ly­se zei­gen, dass der Schutz des Grund­was­sers wei­ter­hin eine zen­tra­le Her­aus­for­de­rung dar­stellt. Die hohe Nitrat­be­las­tung ist ins­be­son­de­re in land­wirt­schaft­lich genutz­ten Gebie­ten ein Pro­blem, wäh­rend die Zunah­me der bak­te­ri­el­len Belas­tung auf infra­struk­tu­rel­le Män­gel hin­weist. Der VSR-Gewäs­ser­schutz leis­tet mit sei­nen Unter­su­chun­gen wert­vol­le Auf­klä­rungs­ar­beit und gibt Bür­gern prak­ti­sche Hil­fe­stel­lun­gen an die Hand, um ihre Brun­nen­was­ser­qua­li­tät zu verbessern.

Lang­fris­tig sind jedoch auch poli­ti­sche Maß­nah­men gefragt, um die Nitrat­be­las­tung nach­hal­tig zu redu­zie­ren und die Qua­li­tät des Trink- und Grund­was­sers sicherzustellen.

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