Kaarst – Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung des VSR-Gewässerschutzes ergab besorgniserregende Nitratbelastungen im Brunnenwasser von Kaarst. Insgesamt 70 Gartenbesitzer hatten ihr Brunnenwasser zur Analyse an das Labormobil des gemeinnützigen Verbands gegeben, um mögliche Gesundheitsrisiken auszuschließen.
Bei 20 der untersuchten privaten Brunnen wurde eine Überschreitung des Grenzwerts von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat festgestellt, wie es in der Trinkwasserverordnung vorgeschrieben ist.
„Durch unsere Analysen erfahren wir, in welchen Orten besonders hohe Nitratwerte vorliegen“, erklärte Dipl.-Phys. Harald Gülzow, der die ersten Untersuchungen im Labormobil durchführte. Es wurde festgestellt, dass die Nitratbelastungen nicht nur im oberflächennahen Grundwasser vorhanden sind, sondern auch in immer tieferen Grundwasserschichten vorkommen. Die Nutzung von Gartenbrunnen fördert die Freisetzung dieser Belastungen. Das Labormobil des VSR-Gewässerschutzes ist daher im Einsatz, um sauberes Wasser zu fördern. Die heute im Brunnenwasser gefundenen Nitrate könnten in einigen Jahren das Trinkwasser belasten.
Bei genauerer Betrachtung der untersuchten Gartenbrunnen stellte Dipl.-Phys. Harald Gülzow folgende Werte fest:
In Vorst wurden 188 mg/l Nitrat gemessen, in Korschenbroich 113 mg/l, in Kleinenbroich 68 mg/l, in Driesch 62 mg/l, in Büttgen 93 mg/l, in Holzbüttgen 66 mg/l, in Bauerbahn (Neusser Ortsteil) 73 mg/l und in Osterath 78 mg/l.
Diese Ergebnisse haben Auswirkungen auf die Nutzung des Wassers im Garten.
Die Brunnenbesitzer können das Wasser nicht mehr zum Befüllen von Gartenteichen verwenden, da dies zu starkem Algenwachstum führen würde. Dies wiederum schadet der Artenvielfalt im Teich. Bei Nitratwerten von über 100 mg/l im Gießwasser kommt es auch zu einer Anreicherung von Nitrat im Gemüse. Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung regelmäßiger Untersuchungen des Brunnenwassers alle drei Jahre, da sich die Nitratbelastungen im Laufe der Zeit verändern können. Brunnenbesitzer, die den Termin am Labormobil verpasst haben, können dem VSR-Gewässerschutz ihre Wasserprobe noch bis Ende November per Post zusenden. Weitere Informationen dazu finden sich auf der Homepage unter vsr-gewaesserschutz.de.
Viele Bürgerinnen und Bürger waren auch daran interessiert, woher die Nitratbelastung stammt. Die Gewässerexperten konnten aufgrund ihrer umfangreichen Recherchen hierzu Auskunft geben. Im Rhein-Neuss-Kreis werden etwa 52 % der Gesamtfläche landwirtschaftlich genutzt. „Auswertungen in ganz Deutschland bestätigen, dass ein hoher Anteil an intensiver Landwirtschaft zu erhöhten Nitratbelastungen führt. Gleichzeitig stellen wir fest, dass in Gebieten, in denen Siedlungen, Verkehr oder Wald dominieren, die Belastungen geringer sind“, so Dipl.-Phys. Harald Gülzow.
Maßnahmen zur Vermeidung von Nitratverunreinigungen
Im Rhein-Kreis Neuss bestehen 82 % der landwirtschaftlichen Flächen aus Ackerland. Dort ist das Risiko der Nitratauswaschung höher als bei Grünlandflächen. Dies liegt daran, dass bei ganzjähriger Begrünung intensive Wurzelsysteme entstehen, die dazu beitragen, dass das im Dünger enthaltene Nitrat weniger ausgewaschen wird. Dieser Effekt tritt bei Ackerflächen nicht auf.
Besonders stark ist die Nitratauswaschung auf Feldern ohne Bodenbedeckung. Regenfälle schwemmen das im Boden verbleibende Nitrat nach der Ernte von Getreide oder Mais ins Grundwasser. Der VSR-Gewässerschutz fordert daher den verstärkten Anbau von Zwischenfrüchten, die den überschüssigen Stickstoff durch ihr schnelles Wachstum aufnehmen.
Zu diesen Pflanzen gehören Senf, kleeartige Futterpflanzen, Ackerbohnen, Futtererbsen und Lupinen. Sie können entweder als Futtermittel dienen oder nach ihrer Wachstumsphase in den Boden eingearbeitet werden, um ihn zu verbessern.